Seit 1963 vergibt die Stiftung gemeinsam mit der Musikhochschule den Possehl-Musikpreis an besonders herausragende Musiker:innen, die in Lübeck an der Hochschule studieren. Ein wahrer Jury-Marathon geht der Prämierung voraus: Der Preis wird nicht innerhalb bestimmter Instrumentalkategorien vergeben, sondern alle Ausbildungssparten können sich hier miteinander messen. Die Jury steht also vor der Herausforderung, beispielsweise den Vortrag eines Organisten mit dem einer Geigerin und dem eines Sängers zu vergleichen. Das jährliche Preisträgerkonzert ist ein abwechslungsreicher Abend voller Musik – ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Lübeck. Da viel Kammermusik erklingt, vergibt die Possehl-Stiftung einen Preis für Klavierbegleitung. Die Bedeutung der Klavierbegleiter:innen für einen gelungenen künstlerischen Vortrag soll damit besonders gewürdigt werden.
Hochschule und Stiftung haben außerdem 2018 einen neuen Wettbewerb ins Leben gerufen: den Possehl-Musikpreis in der Kategorie "Neue musikalische Aufführungskonzepte".
2023 wurde der Possehl-Musikpreis zum 60. Mal vergeben. Mit einem festlichen Galakonzert und seiner Live-Übertragung „Podium der Jungen“ auf NDR Kultur war das Possehl-Musikpreiskonzert am 13. Januar 2024 ein ganz besonderer Abend für Musikhochschule und Possehl-Stiftung; vor allem aber für die Preisträger:innen, da sie nicht nur vor großem Publikum im Konzertsaal der Musikhochschule auftraten, sondern im gesamten Sendegebiet des Norddeutschen Rundfunks zu hören waren.
Vor der Preisvergabe wurden Geschichte und Gegenwart der Auszeichnung gewürdigt: 1963, als sie zum ersten Mal vergeben wurde, gab es in Lübeck eine Musikakademie, aus der dann erst zehn Jahre später die Musikhochschule hervorgegangen ist. Renommierte Musikschaffende wie die Klarinettistin Shirley Brill, der Cellist Thomas Grossenbacher und das Artemis-Quartett wurden in vergangenen Jahren mit dem Possehl-Musikpreis ausgezeichnet. In Videobotschaften schilderten ehemalige Preisträger:innen, wie die Auszeichnung ihren künstlerischen Werdegang beeinflusst hat. Manchmal konnte das Preisgeld die Anschaffung eines besonderen Instrumentes befördern, manchmal haben die aufstrebenden Musiker:innen wichtige Anschlussaufträge erhalten, immer aber hat der Preis ihr Selbstvertrauen und den Entschluss gestärkt, eine professionelle Laufbahn aufzubauen. In Lübeck ist das jährliche Possehl-Musikpreis-Konzert seit langem ein Höhepunkt im Musikjahr und ein Schaufenster der großen Talente aus aller Welt, die hier ausgebildet werden. MHL-Präsident Prof. Bernd Redmann erläutert die Bedeutung des Possehl-Wettbewerbs für die MHL: „Der Possehl-Musikpreis ermöglicht es unseren Studierenden, sich in ihrem künstlerischen Können auf höchstem Niveau zu messen. Er ist für die Preisträger*innen ein Karrieresprungbrett und eine Bereicherung für das Lübecker Musikleben.“
Das international besetzte Quantum Quintett wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Es konzertiert seit rund einem Jahr zusammen: Alisa von Rohden (Flöte), Ding Zhang (Oboe), Anaëlle M'Barek (Klarinette), Beatriz Ferreira (Fagott) und Carlota Vallejo Sánchez (Horn), wurden von der Jury für ihre herausragende Technik und Klangbalance mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Der ukrainische Klarinettist Oleg-Shebeta-Dragan wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Er präsentierte eindrucksvoll die ganze Bandbreite seines Instrumentes: Vom sanglichen Ausdruck bis hin zum expressiven Ton; anspruchsvoll in Technik und Ausdruck.
Den dritten Preis teilen sich zwei junge MHL-Pianisten: Zeyue Yang und Yoichiro Chiba überzeugten die Jury gleichermaßen.
MHL-Studentin Ariadne Dalatsi und ihr Team haben beim Possehl-Wettbewerb für Neue musikalische Aufführungskonzepte den mit 4.000 Euro dotierten ersten Preis für ihre Performance „Adistroy - Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?“ errungen. Die 25-Jährige studiert im Studiengang „Musik Vermitteln“ an der MHL. Mit Kreativität, inspirierenden Ideen und dem Einsatz neuer Medien zeigten die Studierenden mit ihren interdisziplinären Konzertformaten am Donnerstag und Freitag vergangener Woche, was jenseits vom klassischen Erleben im Konzertsaal denkbar ist.
In ihrer 30-minütigen Performance erforschten Ariadne Dalatsi als Sprecherin, Sophie Kockler an der Klarinette, Jorma Marggraf am Klavier sowie Adrian Thieß an Trompete und Elektronik mit Text, Musik, Bild und Bewegung, wie es dem entfremdeten Individuum in unserer Zeit ergeht. Dabei verbanden die jungen Künstler Werke unter anderem von Debussy, Stockhausen, Reich und Widmann mit freien Improvisationen, Textcollagen, Video und Schattenspiel. Die hochkarätig besetzte zwölfköpfige Jury unter Vorsitz von Christian Schwandt (Theater Lübeck), zu der neben MHL-Projektleiter Prof. Sascha Lino Lemke auch die Komponisten Katharina Rosenberger (MHL), Annette Schlünz (MHL-Hochschulrat) und Manos Tsangaris (Münchner Biennale) sowie Festival-Intendant Christian Kuhnt (Schleswig-Holstein Musik Festival) gehörten, lobte die gelungene multimediale Umsetzung der gewählten Thematik und die hohe musikalisch-künstlerische Qualität der Darbietung.
Zwei dritte Preise mit jeweils 1.500 Euro Preisgeld vergab die Jury für die installative Performance über das Artensterben „A Sound Vault for a Silent Future“ von Philipp Wallis Nicolai und die Performance „The Jar“ über eine absurde postapokalyptische Unterwasserdiktatur des Ensemble Katrof mit Diego De La Fuente Duran, Clara Wigger, Jan Köhler und Olga Wegener.
Der „Possehl-Wettbewerb für Neue musikalische Aufführungskonzepte“ wurde zum dritten Mal ausgetragen. 2018 konzipiert, soll er Kompetenzen für Neue Musik im künstlerischen, pädagogischen und technischen Umgang fördern. Dabei steht nicht der klassische Musikvortrag, sondern kreative Darbietung, neue Medien und elektroakustische Performance im Fokus.
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